„Mehr geht nicht“, schrieb die HNA nach dem Auftritt von SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz auf dem Göttinger Marktplatz. Die SPD hatte am Samstag viel Prominenz im Wahlkampf aufgefahren, um Oberbürgermeisterkandidatin Petra Broistedt sowie den Bundestagskandidaten Andreas Philippi und Frauke Heiligenstadt den Rücken zu stärken.

„Mehr als 2000 Menschen“ sind da, schätzt SPD-Generalsekretär und Moderator Lars Klingbeil. HNA-Redakteur Thomas Kopietz hält 1500 für realistischer: etwa 1500. Aber er selbst schreibt: Egal! Über den starken Besuch freuen sich die Sozialdemokraten, besonders Stephan Weil und Petra Broistedt, die unisono sagen: „Das ist toll zu sehen.“ Mit dabei waren auch Bundessozialminister Hubertus Heil und der SPD-Bezirksvorsitzende Matthias Miersch. Sie werten es als Indiz dafür, dass der Zuspruch für die SPD und Olaf Scholz zur Bundestagswahl am 26. September ebenso groß ist wie die zur Kommunalwahl 14 Tage vorher.

Scholz wirkt zurückhaltend, sympathisch. Er ist auch keiner, der die Konkurrenz massiv angeht, schreibt die HNA. Abgrenzung wäre jetzt gefährlich – die SPD muss sich mehrere Koalitionspartner warm halten. Der erfahrene Scholz wird drei Wochen vor der Wahl nichts riskieren: also vor allem nicht die Grünen, aber auch die FDP und die Linke vergraulen. Letztere kritisiert er wegen deren Afghanistan-Kurses.

In Göttingen muss Scholz einen seiner seltenen verbalen Fehler ausbügeln: Sein Vergleich mit Versuchskaninchen als Impfaufruf kam nicht gut an: Politiker seien Versuchskaninchen beim Impfen gewesen, alles sei gut gegangen, also sollten es viele nachmachen. Lieber spricht Scholz über die Erfolge im Kampf gegen die Corona-Krise, die er als Minister auch sich zuschreibt: Das Instrument Kurzarbeit und massive Geldspritzen hätten ebenso wie große Solidarität geholfen, gut mit der Krise klarzukommen. Man werde es schaffen, aber es werde dauern, die 400 Milliarden zusätzliche Schulden abzubauen – „zehn Jahre“, so Scholz, der über das „Wie“ nichts sagt. Außer: Es werde nicht klappen, wenn Vielverdiener Steuersenkungen bekommen, wie es CDU und FDP wollen.

Mehr tun will die SPD für Kinder – mit der Kindergrundsicherung, ebenfalls im Wohnungsbau mit jährlich 100.000 neu gebauten Sozialwohnungen, sowie für die Alterssicherung, auch derer, die jetzt in den Beruf starten. „Die Menschen müssen sich auf die Zukunft verlassen können.“ International müsse Deutschland stark bleiben, um die große „Menschheitsaufgabe Klimawandel“ zu bewältigen. Deutschland könne über eigene Ingenieurkunst damit Geld verdienen, auch bei der Versorgung mit alternativen Energien.

HNA-Redakteur Kopietz: Olaf Scholz sagt in Göttingen nichts, was ihm und der SPD den Auftrieb nehmen könnte. Er bittet brav um die Stimmen, die der SPD zeigen würden: „Ihr sollt das machen.“ Und er mahnt: „Umfragen sind keine Wahlergebnisse.“ Ganz anders Stephan Weil: Strahlend ruft er im Wahlkämpfer-Modus: „Begrüßen Sie den künftigen Bundeskanzler Olaf Scholz!“ Ebenso klar ist für ihn: „Petra Broistedt wird die künftige Göttinger Oberbürgermeisterin.“ tko/gaf

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Gute Stimmung auf dem Marktplatz am Gänseliesel. Die Sozialdemokraten spüren den Aufwind aus den Umfragen.

Die gesamte Veranstaltung zum Ansehen auf Youtube