„Erwachsene bereiten Kinder auf das Leben vor. Sie schenken ihnen Liebe und Halt. Das ist die Basis für das Heranwachsen der Kinder zu empathischen und lebensfrohen Jugendlichen. Wir Erwachsene geben den Kindern etwas und sie machen was daraus.“ So beschreibt die Stiftung „Eine Chance für Kinder“ die Aufgabe von Erwachsenen.

Aus eigener leidvoller Erfahrung muss ich rückwirkend bestätigen, wie wichtig die ersten Lebensjahre für Kinder sind. Etwa acht Wochen nach der Geburt meines jüngsten Sohnes musste ich für 14 Tage ins Krankenhaus. Da es mir sehr schlecht ging, habe ich ihn nicht mitgenommen, sondern in der Obhut meines Mannes und meiner Mutter zuhause gelassen. Als ich wieder nachhause kam, konnte ich gar nicht begreifen, dass mein kleiner Sohn „ganz steif“ und „wie erstarrt“ war. Er hatte sich gut entwickelt, lachte, schlief und trank, schien ganz glücklich. Dennoch war er angespannt und verunsichert. Es dauert einige Tage, bis er wieder „weich“ in meinen Armen lag.

Erst 12 Jahre danach kamen die damaligen, unterbewussten Ängste wieder hoch. Seine Geschwister machten Abitur und verließen fürs Studium unser Zuhause. Da brach für ihn eine Welt zusammen, er magerte ab, konnte gar nicht mehr laufen, wollte das Bett nicht mehr verlassen. Wir Eltern waren verzweifelt und erst später haben wir mithilfe eines Kinderpsychologen begriffen, dass die damaligen Geschehnisse Auslöser für das Zusammenbrechen waren. Er wollte nicht wieder „verlassen“ werden.

Heute ist er ein junger selbständiger Mann, der sicher durchs Leben geht und seinen Weg macht.

Nun mag ich mir gar nicht vorstellen, welche langfristigen Auswirkungen die Pandemie und die damit verbundenen, langen Einschränkungen auf unsere Kinder haben werden. Nicht mehr unbedarft mit anderen Kindern spielen dürfen, Oma und Opa nicht treffen dürfen, sie nicht umarmen dürfen, Maske tragen und Abstand halten.

Professor Sonntag der Lüneburger Kinderklinik beobachtet ein verstärktes „Fremdeln“ der Kleinsten. Fachleute warnen vor Spätfolgen und das Bundesfamilienministerium stellt hohe Mittel zur Verfügung, um die Folgen abzufedern.

Als Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses des Landkreises Lüneburg mache ich mir viele Gedanken und Sorgen. Unsere Sozialräume leisten hier sehr gut Arbeit und ich bin froh, dass sie all die Zeit mit vielen Familien Kontakt gehalten haben, sie nun wieder besuchen und Angebote machen dürfen. Dafür haben wir im Landkreis zusätzliche Mittel zur Verfügung gestellt. Viele Kinder haben die Corona-Zeiten gut überstanden, viele Kinder haben aber dadurch Defizite und verstärkt Schwierigkeiten. Die Auswirkungen lassen sich noch nicht genau abschätzen und wir müssen gemeinsam alles dafür tun, damit es unseren Kindern und Jugendlichen gut geht.

Wir müssen nun alle besonders auf unsere Kinder achten, ihnen wieder vielfältige soziale Kontakte bieten, ihre Entwicklung fördern, sie unterstützen und Angebote machen, wo immer es geht. Unsere Anträge auf ein Corona-Sonderprogramm für Kinder und Jugendliche im Landkreis Lüneburg und auch auf ein erweitertes Ferienprogramm in der Samtgemeinde Ostheide zielen genau darauf.

Brigitte Mertz - Vorsitzende Jugendhilfeausschuss Landkreis Lüneburg und Vorsitzende Bildungsausschuss Samtgemeinde Ostheide