Teurer Sprit, sind Ethanol und Biodiesel die Rettung?

Die SPDHavelse/Auf der Horst diskutierte beim „3. Politischen Stammtisch“ am 31.Juli im Restaurant Helena angeregt über die Energiesituation.

„Bio-Sprit lautet eines der Zauberwörter im Kampf gegen den Klimawandel. Doch die Kraftstoffe aus Pflanzen sind nicht das Ei des Kolumbus, als das sie angepriesen werden“, meinte Michael Erdmann. Der Referent verwies auf Experten wie Ernst Ulrich von Weizsäcker, von der Universität von Kalifornien. „Die EU-Politik zur Förderung von Biokraftstoffen führt zu mehr Umweltschäden als die Nutzung konventioneller Treibstoffe“, warnt auch das Europäische Umweltbüro in Brüssel. Sie kommen damit zum selben Fazit wie eine im Herbst 2007 veröffentlichte OECD-Studie. Deren Schlussfolgerung: Die "Umweltfolgen von Ethanol und Biodiesel könnten leicht die von Benzin und Diesel übertreffen. Sie binden Ackerfläche, die der Nahrungserzeugung dienen sollte. Sie verdrängen in Jahrtausenden gewachsene Naturräume zugunsten von Monokulturen“.

Das Image des Alternativsprits kippt: Bislang als Ersatz für den aus Erdöl raffinierten Kraftstoff bejubelt, wird Biosprit aus Raps, Soja, Mais oder Zuckerrohr immer fragwürdiger. Wenn Nahrungsmittel als billiger Ersatzg etankt werden können, drohen Armut und Hunger. „Das erleben wir zur Zeit in Indonesien und Mexiko. Kein Wunder, dass der Europa-Beschluss, den Einsatz von Biokraftstoffen gesetzlich zu verankern, wackelt“, so Erdmann. In Deutschland sollen 2010 zehn Prozent, bis 2020 gar 20 Prozent Biokraftstoff zu Otto- und Dieselkraftstoff zugesetzt werden. „Wenn wir Energie nichtvernünftiger einsetzen, brauchen wir über den Einsatz von Biomasse und Bio-Treibstoffen gar nicht erst nachzudenken“, waren sich die Stammtisch-Teilnehmer am Ende einig.